Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V.
WCd-Brücke km 7,653 am „Brückentag” 01.11.2013 in Kirchberg

Das Brückenbauwerk „Sonnenbergbrücke” als Eisenbahnüberführung km 7,653 WCd über den Rödelbach wurde im Rahmen der Verlängerung der Schmalspurbahn Wilkau - Kirchberg nach Saupersdorf im Jahr 1882 errichtet. Sie ist die letzte, erhaltene stählerne Eisenbahnbrücke der einst längsten Schmalspurstrecke Sachsens.

Die stählerne Fachwerkbrücke wurde als Halbparabelträger mit gekrümmtem Obergurt und fallenden Diagonalen in genieteter Ausführung mit unterem Windverband und einem Portalrahmen aus Flusseisen erbaut. Die schräg zur Brückenlängsachse verlaufenden Brückenwiderlager bestehen aus Beton mit Natursteinverkleidung. Der außenliegende Gangsteg befindet sich auf der bahnrechten Seite des Brückenbauwerkes. Das Bauwerk diente seit der planmäßigen Inbetriebnahme des Streckenabschnittes Kirchberg - Saupersdorf ob. Bf am 01.11.1882 dem Personen- und Güterverkehrs der Schmalspurbahn und entsprach dem damaligen Stand der Brückentechnik. Bedingt durch die Abmaße des Bauwerkes mit einer lichten Weite zwischen den Parabelträgern von 1,70 m war - nach der Einführung des Rollfahrzeugverkehrs am 16. April 1912 auf der Schmalspurbahn Wilkau - Carlsfeld (WCd) - dieser im Abschnitt zwischen den Bahnhöfen Kirchberg und Saupersdorf ob. Bf. nicht möglich. Der schlechte Oberbau- und Brückenzustand und die Verwendung des Materials Flusseisen mit seinen Eigenschaften führte dazu, dass seitens der Deutschen Reichsbahn die Entscheidung zur Sperrung des Streckenabschnittes Bf Kirchberg - Bf Saupersdorf ob. Bf. am 15. Juli 1967 führte und das Bauwerk seine ursprüngliche Aufgabe verlor und in die Bedeutungslosigkeit versank.

Am 1. November 2013, 131 Jahre nach der Streckeneröffnung, beginnt nun für das Brückenbauwerk ein „zweites Leben”. Am „Brückentag”, dem Tag zwischen einem gesetzlichen Feiertag in Sachsen und dem Wochenende, erfolgte die Demontage der Brückenkonstruktion durch die Firma Eberhard Morgner & Sohn aus Stützengrün / Lichtenau mit dem Ziel einer Aufarbeitung und Sanierung und einem Wiedereinbau im Frühjahr 2014, dann allerdings nicht für den Schmalspurbahnverkehr sondern als Fußgänger- und Radverkehrsbrücke.

Die Demontage der Brückenkonstruktion und der Abtransport im „Stück” war schon eine Herausforderung an die Kranfirma, an die Transportfirma und natürlich auch an die Mannen der Firma Morgner. Nachdem die Vorbereitungsarbeiten schon an den Vortagen durchgeführt wurden und der 150-Tonnekran seinen Platz eingenommen hatte, erfolgte das Anheben der ca. 21 Tonnen schweren Konstruktion nach anfänglichen Schwierigkeiten beim Lösen von den Auflagern genau um 8:31 Uhr. Mit einer „Zwischenlagerung” auf dem Tieflader der Firma ELOS wurde die Brücke auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums an einen anderen Standort transportiert. Hier erfolgte nochmals das Anheben und Wiederabsetzen auf den nun für den Transport vollständig ausgezogenen Tieflader. Nach entsprechender Ladungssicherung konnte um 10:42 Uhr die Fahrt des Schwerlasttransportes beginnen. Jetzt ist das Können des Fahrers gefragt, um in Fahrtrichtung zur Auerbacher Straße zu gelangen, muss der Konvoi erst in Richtung ehemaliger Speisesaal der Möpli fahren. Von hier wird im Rückwärtsgang in die Schneeberger Straße eingebogen, weiter über die Kreuzung in die Lieboldstraße zurück gestoßen. Von hier erfolgt dann um 10:53 Uhr die Abfahrt in Richtung Stützengrün zum Firmengelände der Brückenbaufirma. Der Transportweg verläuft dabei über Hartmannsdorf - Steinberg-Rothenkirchen - Stützengrün parallel zur ehemaligen Trasse der Schmalspurbahn.

Achim Meinel, Kirchberg

Foto: Achim Meinel Foto: Achim Meinel
Die Sonnenbergbrücke noch an ihren angestammten Platz.
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Sie ächtzt und knarrt aber rührt sich nicht von den Lagern.
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Handarbeit wird noch einmal erforderlich.
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8:31 Uhr, die Brücke schwebt über dem Rödelbach.
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Vorfahren zum ordnungsgemäßen Laden.
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Welch ein Anblick - Fabrik und Brücke aus dem 19. Jahrhundert.
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Kirchberg am „Brückentag”, den 01.November 2013.
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Jetzt wird die Brückenkonstruktion transportsicher geladen.
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10:42 Uhr der Konvoi setzt sich in Bewegung...
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...und rangiert Richtung Möpli-Speisesaal, von hier...
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...geht es rückwärts in die Schneeberger Straße...
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...in Richtung Kreuzung Auerbacher Straße und weiter...
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...in die Lieboldstraße - Vorsicht Geländer!
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Der schwierige Teil ist geschafft, vorwärts in Richtung...
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...Saupersdorf und weiter nach Stützengrün / Lichtenau.
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Tschüß Kirchberg, ich komme im Frühjahr 2014 wieder.
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