Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V.
Wilzschhaus Nostalgie-Express

Aus dem Projekt Wilzschhaus Nostalgie-Express ausgeschieden:
Der Reisezugwagen 330-318, Gattung Di

aktualisiert Januar 2017

Foto: Sammlung FHWE

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Bei dem Reisezugwagen 330-318 handelt es sich um den ersten historischen Regelspurpersonenwagen, welcher für den FHWE im Jahre 2011 für einen Erwerb in Betracht kam. Damit war der Kauf von 330-318 durch den Verein aus damaliger Sicht der erste Schritt in die richtige Richtung in Sachen Wilzschhaus Nostalgie-Express.

Realistisch betrachtet musste sich der FHWE jedoch im Jahre 2016 leider entschließen, den Wagen wieder zu veräußern. Dies begründet sich in folgenden Umständen:

Erstens gelang es im Jahr 2012, aus dem Bestand des Eisenbahnmuseums Schwarzenberg den Wagen 300-579 zu übernehmen sowie 2013 die drei Reisezugwagen 541-326, 542-228 und VB 140 227 von den Berliner Eisenbahnfreunden e.V. zu erwerben, welche allesamt von ihrer technischen Substanz her bedeutend besser beschaffen sind als 330-318.

Zum anderen erwarb der FHWE 2014 den Di Sa 13 als letzten erhaltenen, sächsischen, zweiachsigen Regelspur-Abteilwagen. Mit dem Di Sa 13 legte sich der Verein einen zweiten, vom Zustand her sehr schlechten, aber historisch besonders wertvollen und einmaligen Personenwagen zu, der bezüglich des Wagenkastens in weiten Teilen einen Neuaufbau erfordert - genauso wie 330-318.

Es gilt leider zu konstatieren, dass der FHWE mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln nicht nur kurzfristig gedacht, sondern auch mittel- und langfristig sich wird mit maximal einem und nicht mit mehreren Reisezugwagen mit solch kritischer Substanz wie beim Di Sa 13 oder beim 330-318 beschäftigen können. Es galt daher eine Entscheidung zu fällen, ob die Aufarbeitung des 330-318 oder des Di Sa 13 weiterverfolgt wird. Diese Entscheidung war indes nicht schwer zu treffen, sie fiel eindeutig zugunsten des Di Sa 13 und damit zu Ungunsten des 330-318 der Gattung Di aus. Dies begründet sich allein schon darin, dass der Di Sa 13 ein rein sächsisches Fahrzeug ist, währenddessen dies auf 330-318 zwar auch zutrifft, aber nur teilweise. Die Gattung Di, welcher der 330-318 entspricht, wurde auch von anderen Länderbahnen außer den Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen beschafft. Zudem sind von dieser Wagenbauart noch mehrere Exemplare erhalten, währenddessen der Di Sa 13 heute das letzte erhaltene Exemplar seiner Gattung darstellt.

Der allesentscheidende Grund für die Weiterveräußerung des 330-318 ist aber wie erwähnt der sehr schlechte Zustand des hölzernen Wagenkastens. Da die Aufarbeitung und der Erhalt des Gesamtbestandes der Fahrzeuge des Wilzschhaus Nostalgie-Express einen enorm hohen Arbeits- wie auch Finanzaufwand erfordert, war die Abgabe des Wagens 330-318 die einzige Möglichkeit, ihn einer musealen Aufarbeitung zuzuführen.

Der Wagen wurde im Herbst 2016 an einen Interessenten aus Heinsdorfergrund veräußert, nachdem andere Eisenbahnvereine, die zeitweise als potenzielle Kaufinteressenten aufgetreten waren, aufgrund des schlechten Zustandes von 330-318 von ihrer Absicht wieder zurückgetreten waren. Der neue Eigentümer des Wagens möchte diesen historisch korrekt sanieren. Es ist geplant, das Fahrzeug auf der Trasse der ehemaligen 1.000-mm-Schmalspurbahn Reichenbach (Vogtl) unt Bf - Oberheinsdorf (Rollbockbahn) aufzustellen und dort schrittweise aufzuarbeiten. Die fachliche Begleitung der einzelnen Arbeiten verbleibt hierbei federführend beim FHWE. Über das Projekt wird an dieser Stelle weiterhin von Zeit zu Zeit zu berichten sein.


Die Historie des Wagens 330-318 vor und während seiner FHWE-Zeit kann auch weiterhin im Folgenden nachgelesen werden:

Der Reisezugwagen 330-318 gehört zu einer sächsischen Länderbahn-Regelspur-Personenwagenbauart, welche die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen zwischen 1894 und 1898 als Nebenbahn-Reisezugwagen mit der laufenden (Bauart)-Nummer 184 in Dienst stellten. In Sachsen wurden 90 Stück dieses Wagentyps gebaut. Ähnliche bzw. fast bauartgleiche Wagen beschafften auch die Königlich Preußische Eisenbahn-Verwaltung (KPEV) sowie diverse Privatbahnen. Der beim FHWE nach dem DR-Schema der 1950er Jahre bezeichnete Wagen 330-318 wurde im Jahre 1895 in den Eigenen Werkstätten der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen in Chemnitz gebaut. Per Stand 2013 ist 330-318 also bereits fast 120 Jahre alt!

Wie für die Ära Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts üblich, besteht nur das Fahrgestell des Wagens aus Stahl, währenddessen der auf das Fahrgestell aufgesetzte Wagenkasten eine reine Holzkonstruktion ist. Nicht nur die Innenverkleidung, sondern auch die tragenden Elemente des Wagenkastens bestehen aus Hartholz. Bei der Deutschen Reichsbahn bekamen diese Fahrzeuge die Gattungszeichen Di, weil sie damals der 4. Wagenklasse angehörten. 330-318 ist ein Durchgangswagen mit fünf Fenstern pro Längsseite. An beiden Stirnseiten verfügt der 330-318 über offene Bühnen, über welche man das Innere des Wagens erreicht. Damit ist der 330-318 in wesentlichen Konstruktionsmerkmalen ähnlich beschaffen wie die sächsischen Schmalspurwagen - nur eben für Regelspur.

Doch währenddessen bei den 750-mm-Strecken die Weiterentwicklung bzw. Beschaffung von generell neu konstruierten Reisezugwagen Anfang der 1930er Jahre aufhörte und ab da nur noch Modernisierungsmaßnahmen verschiedener Ausprägungsgrade an vorhandenen Wagenbauarten durchgeführt wurden, hingegen aber keine fabrikneuen Wagen mehr beschafft wurden, ging die Entwicklung im Regelspursektor stets weiter. Dadurch besteht heute die Situation, dass man auf sächsischen Schmalspurbahnen nach wie vor weitestgehend dem Originalzustand entsprechendes Wagenmaterial aus den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts erleben kann - währenddessen im Alltagsbetrieb der Regelspurstrecken seit Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre nur noch modernes Wagenmaterial im Einsatz ist und heutzutage sowieso fast nur noch Triebwagen fahren, welche kaum älter als zehn bis 15 Jahre sind, also schon aus dem neuen Jahrtausend stammen. Und selbst bei regelspurigen Museumsverkehren fahren in Sachsen fast ausschließlich Wagen, die gerade einmal in den 1970er oder 1980er gebaut wurden. Umso historisch wertvoller sind wirklich alte und originale Wagen wie der 330-318 des FHWE, welcher zusammen mit dem Personenwagen 300-379 sowie dem Gepäckwagen 88-31-04 den Grundstock für den Wagenzug des Wilzschhaus Nostalgie-Express bilden soll.

Bereits die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft, also die Vorkriegs-Reichsbahn musterte den heutigen 330-318 als Reisezugwagen aus und nutzte ihn als Bahndienstwagen für bahninterne Zwecke weiter. Im Rahmen seiner Umnutzung erhielt der Wagen zunächst die Nummer Dresden 703029. Bei der Einführung des neuen Nummernschemas der Nachkriegs-Reichsbahn in den Jahren 1951 bzw. 1958 erhielt der Wagen die Bahndienstwagen-Nummer 831-318 und 1968 mit der Einführung der computergerechten Wagennummern die Nummer 60 50 99-61 374-3. Beim FHWE wird der Wagen - wie alle FHWE-Fahrzeuge - im Stil der frühen 1960er Jahre beschriftet. Zu jener Zeit "hieß" der Wagen bei der DR zwar 831-318. Doch ist dies wie erwähnt eine Bahndienstwagennummer, worauf die dreistellige Anfangsziffer 831 hinweist. Da der Wagen beim FHWE jedoch wieder ein richtiger Personenwagen und nicht nur ein Bahndienstwagen wird, ist dem Fahrzeug gemäß dem von 1951/1958 bis 1968 gültigen DR-Wagennummernschema die dreistellige Anfangsziffer 330 zuzuordnen. Beim FHWE wird der Wagen daher als 330-318 eingereiht.

Bei der Deutschen Reichsbahn diente der heutige 330-318 zuletzt der Signal- und Fernmeldemeisterei (SFM) Karl-Marx-Stadt als Werkstattwagen. Noch zu DDR-Zeiten wurde der heutige 330-318 im Alter von 90 Jahren von der Deutschen Reichsbahn zum 18. September 1985 ausgemustert. Sein letztes Unterhaltungs-Raw war das Raw Potsdam gewesen. Danach stand der Wagen noch mehrere Jahre im Bahnhof Penig herum. Später erwarb ein Vereinsmitglied des Sächsischen Eisenbahnmuseums Chemnitz-Hilbersdorf (SEM) den Wagen als Privatperson und rettete ihn damit vor der ansonsten mit Sicherheit drohenden Zerlegung. Damit einher ging auch ein Standortwechsel des Wagens von Penig ins SEM nach Chemnitz.

Im Chemnitzer Eisenbahnmuseum jedoch konnte man mit dem Fahrzeug auch nicht wirklich etwas anfangen und so verfiel der wertvolle Wagen immer mehr. In das Dach regnete es Jahre lang hinein. In der Endeffizienz trennte sich das Sächsische Eisenbahnmuseum im Jahr 2011 von 330-318, indem es das Fahrzeug zunächst von seinem bisherigen, privaten Eigentümer abkaufte, um den Wagen im gleichen Zuge an den FHWE weiter zu veräußern. Dieser Eigentümerwechsel fand im April 2011 statt. Noch über den Sommer 2011 stand 330-318 im SEM herum, bevor das Fahrzeug zusammen mit dem Gepäckwagen 88-31-04 am 27. Oktober 2011 mittels Tieflader zum FHWE nach Wilzschhaus überführt wurde.

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