Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V.
Der hier aufgeführte Wagen gehört nicht zum Projekt Wilzschhaus Nostalgie-Express.

Der letzte erhaltene Reisezugwagen der Gattung Ci Sa 11

aktualisiert Januar 2017

Foto: Holger Drosdeck

Foto: Sammlung FHWE

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Vorab-Hinweis: Der im Folgenden thematisierte sächsische Abteilwagen der Gattung Ci Sa 11 ist weder Eigentum des FHWE, noch ist er Bestandteil des historischen Reisezugprojekts "Wilzschhaus Nostalgie-Express" des FHWE, noch ist konkret beabsichtigt, dass dieser Wagen in das Projekt mit aufgenommen wird. Die Informationen auf dieser Webseite erfolgen ausschließlich "außerhalb des Protokolls" sowie aufgrund der historischen Bedeutung und Interessantheit dieses Wagens für die sächsische Eisenbahngeschichte.

Im Zuge der Veröffentlichungen zum Di Sa 13 des FHWE im Jahr 2013 gab ein Leser dem Verein den Hinweis, dass in Tschechien eventuell auch noch ein sächsischer Abteilwagen der Gattung Ci Sa 11 erhalten sei. Der Ci Sa 11 ist sozusagen der "zwei Jahre ältere Bruder" des Di Sa 13 und wurde ab 1911 gebaut. Und ebenso wie bei letzterem gilt auch beim Ci Sa 11, dass es diese Fahrzeuge in Sachsen einst als "Massenware" gab und dass in Sachsen bzw. in ganz Deutschland jedoch nicht ein einziges Exemplar dieser historisch so bedeutsamen Fahrzeugbauart erhalten blieb.

Der Ci Sa 11 hat das gleiche Fahrwerk wie der Di Sa 13 und auch einen in den Grundabmessungen identischen Wagenkasten, aber andere Fenster sowie eine andere Türen- und Fensteranordnung. Der Di Sa 13 besitzt als 4.-Klasse-Wagen weniger Fenster und nur vier Türen pro Wagenlängsseite, was damals dem 4.-Klasse-Standard entsprechend als weniger Komfort verstanden wurde. Der Ci Sa 11 besaß mehrere, dabei dichter beieinander liegende Fenster, es fiel damit auch mehr Tageslicht ins Wageninnere. Außerdem hatte dieser Wagentyp sieben Türen pro Wagenlängsseite. Nicht zuletzt besaß er natürlich die bequemere 3.-Klasse-Bestuhlung, die zwar ebenso wie die 4. Klasse ungepolstert war, die aber im Gegensatz zum 4.-Klasse-Gestühl mit ihrer geschwungenen Form der Sitzhaltung der Fahrgäste besser anpasst war.

In den Reisezügen der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen, der DRG/DRB sowie auch der Nachkriegs-Deutschen Reichsbahn der DDR fuhren die artverwandten und wie erwähnt in den Hauptabmessungen identischen Wagen der Gattungen Ci Sa 11 und Di Sa 13 in aller Regel gemischt. Wer 3. Klasse reisen wollte, stieg in einen Ci Sa 11. Wer (bis 1928) sich nur die 4. Klasse leisten konnte oder wollte, nahm in einem Di Sa 13 Platz.

Ebenso wie der Di Sa 13 stand auch die Wagengattung Ci Sa 11 bei der DR bis in die 1960er Jahre im Einsatz. Und ebenso wie beim Di Sa 13 ist wie eingangs erwähnt auch beim Ci Sa 11 kein einziges Exemplar in Deutschland erhalten geblieben. Des Weiteren: Ebenso wie beim Di Sa 13 ist auch beim Ci Sa 11 nicht erforscht, wann genau eigentlich die letzten Exemplare dieser Wagen in Deutschland verschrottet wurden. Auch beim Ci Sa 11 kann dies derzeit nur grob und vermutlich auf die 1970er Jahre datiert werden.

Dass überhaupt auf der Welt noch ein Ci Sa 11 erhalten ist, war dem FHWE und wohl auch der allgemeinen Fachwelt bis 2013 unbekannt. Dann gab es den oben genannten Tipp durch einen Leser des Schmalspurbahn-Forums (hierfür noch vielen Dank!).

Am 14. Mai 2014 wurde sodann von einem FHWE-Mitglied sowie von einem Mitstreiter der Initiative Sächsische Eisenbahngeschichte e.V. (ISEG) eine Reise nach Turnov in Tschechien unternommen, wo dieser Wagen sich im Jahr 2012 offenbar befand. Es galt, zu prüfen, ob der Wagen hier auch anno 2014 noch vorhanden sei. Und es bestätigte sich: Auf dem Gelände des Museums-Bw Turnov, wo der tschechische Eisenbahnverein "Klub prátel zeleznic Ceského ráje" (www.3100134.cz) ansässig ist, steht tatsächlich noch ein - wenngleich in einem leider sehr, sehr schlechten Zustand befindlicher - Ci Sa 11.

Es war das Glück der Stunde, dass die beiden deutschen Eisenbahnfreunde ausgerechnet in diesem Moment auf den einzigen Mitstreiter des Vereins "Klub prátel zeleznic Ceského ráje" trafen, der deutsch spricht. Und so gab es gleich eine kleine Führung durch das Bw, wo der rührige Verein in ganz hervorragender Art und Weise historische, tschechische Nebenfahrzeuge der Vorkriegszeit restauriert bzw. betreibt, u.a. die kleine Dampflok 310.0134 sowie zahlreiche, sehr schöne zwei- und dreiachsige Personen-, Gepäck- und Güterwagen.

Wie sich herausstellte, gehört der Ci Sa 11 aber nicht dem "Klub prátel zeleznic Ceského ráje", sondern einem anderen tschechischen Eisenbahnverein. Welchem, das muss erst noch recherchiert werden. Genau genommen ist diese Information auch nur mittelbar interessant, denn eine Rettung des Ci Sa 11 könnte sich wohl nur ein Millionär leisten.

Das Fahrwerk des Wagens befindet sich augenscheinlich in einem guten Zustand. Keiner der Lang- oder Querträger scheint irgendwelche bedeutsameren Korrosionsschäden zu haben. Ganz im Gegenteil: Nahezu sämtliche Stahlteile des Fahrwerks erscheinen zumindest bei mittelgenauer Sichtprüfung sich in einem guten bis sehr guten Zustand zu befinden.

Der Wagenkasten des Ci Sa 11 ist aber eine sehr komplizierte Holzkonstruktion. Und genau hierin liegt die Krux: Der Wagenkasten des Turnover Ci Sa 11 ist (im Gegensatz zum Wagenkasten des Di Sa 13 des FHWE) "komplett fertig" und an sich nicht mehr aufarbeitungsfähig. Die einzelnen Holzteile könnten nur noch als Maßvorlage für Neuanfertigungen dienen. Dies betrifft offensichtlich auch nicht nur einen Teil der Hölzer, sondern wohl eher ausnahmslos jedes der unzähligen Einzelteile. Durch die zahlreichen Türen und Fenster ist der Wagenkasten des Ci Sa 11 eine sehr feingliedrige und detaillierte Konstruktion.

Wenn man bedenkt, dass grundlegende Restaurierungen von Schmalspurpersonenwagen mit einem Komplettneubau eines Wagenkastens, wie es in den 1990er und 2000er Jahren die Museumsbahn Schönheide oder auch die IG Preßnitztalbahn praktiziert haben, jeweils mit Kosten von 150.000 Euro bis 350.000 Euro zu veranschlagen sind, und wenn man des Weiteren bedenkt, dass ein Regelspurwagen wie der Ci Sa 11 deutlich größer ist und hierbei deshalb viel größere Mengen an hochwertigem Holz und eine deutlich höhere Anzahl an Arbeitsstunden von Nöten wären, um einen solchen Regelspurwagenkasten komplett neu zu bauen, dann wird schnell klar, dass für ein derartiges Unterfangen wohl eher zwischen 350.000 und 500.000 Euro anzusetzen wären - ein Preis, für den man eine ganze Dampflok-HU bekommt.

Deshalb muss leider eingeschätzt werden: Moralisch gesehen ist der Ci Sa 11 als letzter erhaltener Wagen dieses sächsischen Abteilwagentyps theoretisch unbedingt erhaltenswert. Real gesehen könnte sich so etwas aber in der Tat "nur ein Millionär" leisten. Irgendwann hat es in dem Wagen auch einmal gebrannt. Das Holz des Wagenkastens weißt deutliche Verkohlungsspuren auf. Ein Foto vom Sommer 2012 zeigt, dass der Wagen damals zwar auch schon in keinem guten Zustand mehr war, aber immerhin war das Dach damals noch kompletter. Inzwischen beginnt dieses, einzufallen. Im Bereich der Wagenbühne war das Dach 2014 bereits in sich zusammen gebrochen, was 2012 noch nicht der Fall war.

Wer diesen Ci Sa 11 theoretisch retten wollen würde, der müsste also schnell handeln. Des Weiteren müsste ein potenzieller Restaurator auch die o.g. Finanzkraft besitzen, um den Wagenkasten des Fahrzeuges neu bauen zu lassen. Technisch wäre dies sicherlich möglich, indes ist es - wie so Vieles im Leben - alles eine Frage des Geldes.

Die Möglichkeiten des FHWE würde der Turnover Ci Sa 11 um Welten übersteigen. Der FHWE muss sich in den kommenden Jahren auf seine "Hausaufgaben" bei den bisher bereits angeschafften Fahrzeugen des "Wilzschhaus Nostalgie-Express" konzentrieren, u.a. auf den Di Sa 13. Deshalb sei gesagt: Sollte hier ein "interessierter Millionär" mitlesen, der zufällig gerade nur darauf gewartet hat, den letzten Ci Sa 11 zu retten, so möge er (oder sie!) sich bitte beim FHWE melden. Ohne "Millionärs-Spende" kann der FHWE den Ci Sa 11 in Turnov leider nicht retten.

Es ist dennoch zuhöchst interessant und bemerkenswert, dass per Stand 2016 zumindest noch ein - wenngleich auch sehr desolater - Ci Sa 11 existiert. Damit hätte wohl kaum jemand gerechnet. Da dies mit Sicherheit viele Eisenbahnfreunde durchaus interessiert - und außerdem der Vollständigkeit halber - wurden diese Informationen an dieser Stelle mit veröffentlicht. Eine Anschaffung bzw. Rettung des Turnover Ci Sa 11 durch den FHWE ist aufgrund der genannten Gründe aber leider nicht möglich.

Wenngleich der Ci Sa 11 in Turnov wohl kaum mehr gerettet werden kann, so bittet Sie der FHWE: Helfen auch Sie mit, dass dafür aber wenigstens der Di Sa 13 des FHWE möglichst bald wieder nach Sachsen heimkehren kann und in Wilzschhaus zu einem einsatzfähigen Regelspur-Altbaupersonenwagen restauriert werden kann. Benötigt wird auch Ihre Spende!

Erzgebirgssparkasse
IBAN: DE70 8705 4000 3667 0000 99
BIC: WELADED1STB
Kontoinhaber: FHWE e.V.
Verwendungszweck: ZUG UM ZUG ZUM ZUG


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